Wer sich in Deutschland ein bisschen mit Handball beschäftigt, dem ist der Name Kretzschmar selbstverständlich ein Begriff. Der 44-Jährige wird auch dafür geschätzt, dass er ein Mann der klaren Worte ist. Vor dem EM-Start gab er im "Spiegel" ein großes Interview, das der frühere Weltklasse-Linksaußen prägnant einleitete: "Du kannst die Leute fragen: Wer ist gerade Bundestrainer? Da sagen 50 Prozent: Heiner Brand. Der ist seit sieben Jahren nicht mehr im Amt. Und mir gratulieren 80 Prozent noch zum WM-Titel 2007. Da war ich gar nicht dabei."
Der Handball friste auch in Deutschland noch immer ein Schattendasein. "Keine Sportart in Deutschland darf den Fehler machen, sich mit Fußball zu vergleichen. Dort kennt sich jeder irgendwie aus, das hat jeder mal auf irgendeinem Bolzplatz gespielt, die einzig strittige Regel ist Abseits", so Kretzschmar, der anfügt: "Handball ist da spezieller. Du brauchst immer eine Mannschaft, eine Halle. Da kann man beim Zugucken auch nicht immer rumgrölen, sondern muss sich schon ein wenig konzentrieren. Und uns fehlt natürlich die Stadionatmosphäre, die zusammenschweißt. Die mögen die Deutschen."
Was die Fans auch mögen und brauchen: Superstars. Im Fußball hat Deutschland da seit einigen Jahren mit Spielern wie Toni Kroos, Mats Hummels oder Mesut Özil einige. Bei der DHB-Auswahl sucht Kretzschmar, der zwischen 1993 und 2004 insgesamt 218 Länderspiele (812 Tore) machte und bei Olympia 2004 Silber holte, danach vergeblich. "Wir haben seit Jahren keinen neuen Hero hervorgebracht. So einen wie Dirk Nowitzki im Basketball. Wir kriegen keine Personen transportiert, mit denen die Leute und die Kids sich identifizieren", moniert der gebürtige Leipziger.
Deutschland hat zwar einen Uwe Gensheimer, der auch im Star-Ensemble von Paris Saint-Germain ein gutes Standing hat, und einen Andreas Wolff, der nicht nur mit Leistung, sondern auch forschen Aussagen vorangeht - aber eben keinen Rückraumspieler, der Partien regelmäßig im Alleingang entscheidet. Einen Star, der die Sportart in der breiten Öffentlichkeit repräsentieren und populärer machen könnte.
„Es gibt so viele gute Spieler wie wahrscheinlich seit 30, 40 Jahren nicht mehr.“Ex-Bundestrainer Heiner Brand
Die Experten sehen für die Europameisterschaft darin aber nicht die ganz großen Probleme, denn das Kollektiv ist Trumpf bei der DHB-Auswahl. "Es gibt so viele gute Spieler wie wahrscheinlich seit 30, 40 Jahren nicht mehr", lobte beispielsweise der langjährige Bundestrainer Brand. Auch Kretzschmar gab zu: "Diese Mannschaft kann Großartiges leisten."
Das liegt auch daran, dass die Talent-Förderung besser funktioniert - und auch die Bundesligisten immer häufiger den hiesigen Nachwuchsspielern das Vertrauen schenken. Vielleicht ist da in näherer Zukunft ja auch ein Rückraumspieler mit Star-Potenzial dabei.
msc
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